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Kommentar zur Fangewalt in WinterthurDarum sind die einfachen Lösungen so kompliziert

Erst im Sektor, später auf dem Rasen: Servette-Fans zünden Myriaden von Seenotfackeln. Zum Eklat kommt es, als ein Fan Pyrotechnik in den Winterthurer Sektor wirft.

Es ist verachtenswert. Nach dem Cupspiel des Servette FC beim FC Winterthur werfen zwei Männer 2000 Grad heisse Seenotfackeln in Menschengruppen. Nichts und niemand kann diese Tat rechtfertigen.

Verständlich, dass danach eine simple Frage gestellt wird: Warum eigentlich wird nichts unternommen, um Gewalt an Fussballspielen zu unterbinden?

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Dabei scheinen Lösungen doch auf der Hand zu liegen: scharfe Eingangskontrollen, Aussperrung von gewaltbereiten Fangruppierungen, Stadioneintritt nur mit Angabe der Personalien.

Es sind die Ansätze, die Politik und Polizeibehörden derzeit vehement propagieren. Sie spüren den Druck einer breiten Öffentlichkeit, etwas zu unternehmen. Das Problem: Ihre Rezepte klingen einfacher, als sie in Realität sind.

Das liegt daran, dass sie sich fast nur auf das Stadioninnere beziehen. Die meisten Gewalttaten geschehen aber bereits heute ausserhalb. Noch schwerwiegender: Die Massnahmen werden die Lage rund um die Fussballstadien zunächst nicht beruhigen. Sondern für noch mehr Unruhe und damit für einen Mehraufwand der Polizeikräfte sorgen. In Italien etwa führte die flächendeckende Einführung personalisierter Tickets zu ständigen Fanaufmärschen ausserhalb der Stadien.

Heftiges Szenario lag auf dem Tisch

Die Schweizer Behörden skizzierten 2021 intern ein sogenanntes «Tal der Tränen», falls Auswärtsfans verboten würden. Vorgerechnet wurde, dass es während eines Jahres zu Störaktionen im öffentlichen Raum kommen könnte.

Ein volles Jahr, in dem die Polizeikorps ständig in ein Katz-und-Maus-Spiel mit den bestens organisierten Schweizer Fankurven verwickelt wären? Das kann man mit der Hoffnung auf eine spätere Beruhigung so wollen. Aber es darf die Frage gestellt werden, ob Polizistinnen und Polizisten nicht noch drängendere Aufgaben hätten.

Das heisst auf keinen Fall, dass nichts gegen Gewalttäter getan werden soll. Die Fackelwerfer von Winterthur gehören bestraft. Der Blick in die Vergangenheit zeigt: Die Quote der Behörden ist gar nicht schlecht. Für Fackelwürfe 2011 und 2021 bei Zürcher Derbys wurden bedingte Gefängnisstrafen ausgesprochen.

Skandal im Letzigrund: Nach Fackelwürfen wurde das Zürcher Stadtderby vom 2. Oktober 2011 in der 77. Minute abgebrochen.

Natürlich stehen auch die Clubs in der Pflicht. Es ist verantwortungslos, dass kein Verein aus der Westschweiz eine präventiv wirkende Fanarbeit hat. Stattdessen wird in der Romandie praktisch nur auf Repression gesetzt. Mit mässigem Erfolg. Der Raum Genf gilt derzeit als Hotspot für Fangewalt.

Der Schweizer Fussball hat durchaus Erfolg

Was bei der Suche nach einem Allheilmittel gern vergessen geht: Das Deutschschweizer Modell, das neben Repression auch Dialog und Prävention kennt, weist durchaus Erfolge auf. Die letzte Saison war jene mit den wenigsten schweren Gewalttaten rund um Schweizer Fussballstadien seit Beginn der Zählung.

Auch in der aktuellen Spielzeit zeigt die Tendenz nach unten. In Bern etwa konnte die Zahl der eingesetzten Polizistinnen und Polizisten bei Spielen der Young Boys auch dank des Austauschs mit den organisierten Fans gesenkt werden.

Aber all das verblasst natürlich unter dem Eindruck von Bildern wie jenen aus Winterthur. Alles spricht darum für ein stärkeres Durchgreifen der Behörden. Ob das die Lage beruhigt? Es ist zu befürchten: Nein.