Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Bachelorette Larissa HodgsonMami, Single, sucht – «Ich habe Schmetterlinge im Bauch»

Larissa Hodgson hält die Währung der Sendung «Die Bachelorette» in der Hand: Die Rose entscheidet über Verbleib oder Ausscheiden.

Es ging ihr ganz mies.

Als Teenager war Larissa Hodgson eine Tennisspielerin auf dem Weg zum Spitzensport – wie ihr Vater, der Hockeyspieler Dan Hodgson. Doch die Kanada-Bernerin geriet in die Sportsucht, darauf folgten die Bulimie und die Magersucht. Irgendwann wog die 1,69 Meter grosse Frau noch 36 Kilo, wie sie einmal dem «Blick» erzählte. Sie ging in die Klinik – und hängte den Traum Spitzensport bald an den Nagel. Sie hatte alles darauf gesetzt.

Bereits beim «Bachelor»

In der Öffentlichkeit stand sie erstmals 2016 als Kandidatin in der Sendung «Bachelor». Damals versuchte sie als Teil einer Frauenschar, das Herz von Janosch Nietlispach zu erobern. Im 10-teiligen Reality-Format geht es darum, dass ein Schönling aus 19 Frauen letztlich eine als Partnerin auswählt – bis dahin liegt vor den Kandidatinnen ein steiniger Weg der Tränen, Enttäuschung und des unerbittlichen Konkurrenzkampfs. Im Pendant «Die Bachelorette» mit umgekehrten Vorzeichen – eine Frau, viele Männer – tritt nun Larissa Hodgson wieder auf. Inzwischen ist sie Mutter einer dreijährigen Tochter und wieder auf Partnersuche.

Bereits als «Bachelor»-Teilnehmerin sprach sie offen über ihre Essstörung. Unter den Kandidatinnen geriet sie damals ins Abseits, und bereits in der dritten Folge fiel sie aus der Sendung. Nicht etwa, weil ihr Nietlispach die Rose verweigert hätte (die Blume ist jeweils am Ende des Abends das Ticket zur nächsten Folge). Weil sie mit dem Druck nicht umgehen konnte, strich sie mitten in einer Folge die Segel.

Wieso sucht jemand mit dieser Vorgeschichte nochmals dasselbe Rampenlicht, und erst noch eine Stufe greller? Beim Gespräch am offiziellen Medientag des Senders bietet sich die Gelegenheit, die Frage aufzuwerfen. 

Wenn 3+ anklopft

Es zeigt sich, dass die Idee ihrer Teilnahme «nicht» von Hodgson selbst kam. «Ich wurde von 3+ angefragt und habe mir dann lange überlegt, ob ich das machen möchte.» Sie brauchte Unterstützung aus ihrem Umfeld für die Betreuung der Tochter während des mehrwöchigen Drehs, der Anfang dieses Jahrs in Südafrika stattgefunden hat. Dann hat sie zugesagt.

«Die Chance, eine Bachelorette zu sein, bekommt man kein zweites Mal.» Die Möglichkeit, so viele Männer zu daten in so einer Kulisse, sei «eine Erfahrung fürs Leben». Tatsächlich seis toll gewesen – und offenbar erfolgreich: «Ich habe Schmetterlinge im Bauch.»

«Bachelorette» ist, wenn das Ausstattungsteam des Senders 19 gänzlich unterschiedliche Anzüge auftreiben muss.

Larissa Hodgson ist perfekt auf den Interview-Marathon vorbereitet, auf dem sie im Halbstundentakt dem Privatradio, der Illustrierten und den Zeitungen Auskunft gibt. Auf jede Frage folgt eine pfannenfertige Antwort. «Ja, das Ausscheiden beim Bachelor war nicht gerade schön», sagt sie, «deshalb ist es für mich jetzt umso mehr ein Privileg, die Larissa von heute zu zeigen, die Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht.» Auf ihre persönliche Entwicklung sei sie stolz. «Ich kämpfte damals mit meiner Essstörung und war psychisch labil.» Die Gewissheit, Mutter zu werden, habe ihr den letzten Schub gegeben, um sich stabilisieren zu können.

«So viele Frauen auf einem Haufen»

Hodgson fühlte sich schlecht, damals bei ihrem ersten Auftritt im Reality-TV, und dann wurde sie auch noch ausgegrenzt von den anderen Kandidatinnen. Nicht eben der faire Umgang. War das nicht einfach niederträchtig? Sie winkt ab. «Ich glaube, so viele Frauen auf einem Haufen, das ist nie einfach.» Sie selber sei hingegen dafür, dass sich Frauen gegenseitig unterstützten.

Ist das alles ein vorgestriges Strickmuster? Bereits 2002 wurde «Bachelor» erstmals in den USA ausgestrahlt, im Jahr darauf die erste «Bachelorette». Das Format gehört dem kalifornischen Konzern Warner Bros. und zählt zu den am weitesten verbreiteten Unterhaltungssendungen. In 35 Ländern existierte es schon, «Bachelorette» läuft derzeit in 17 Versionen.

In der Schweiz folgt jetzt bereits die 10. Staffel. Die Idee der Kuppelsendung funktioniert auch über zwanzig Jahre nach ihrer Erfindung noch bestens – und dies ohne wesentliche Anpassungen der Bestandteile: Männer, Frauen, Rosen. Zwar wird wild herumgeknutscht, doch eine gewisse Sittlichkeitsschwelle wird nie unterschritten. Und letztlich geht es beim öffentlichen Durchchecken der Zungenfertigkeiten um die gute alte Zweierkiste zwischen Frau und Mann, dadurch bringt das Format auch konservative Gemüter nicht aus der Fassung.

Obwohl alle das Gegenteil behaupten: Noch immer schauen sehr viele Menschen die Sendungen. 3+ gibt keine absoluten Zahlen bekannt. Auf Anfrage heisst es nur, «Der Bachelor» und «Die Bachelorette» gehörten «nach wie vor zu den Flaggschiffen» des Angebots.

Leidliches Laienschauspiel

Die Kritik an der Sendung ist so alt wie sie selbst: Da sei alles geskriptet, heisst es, vieles sei vorgegeben durch die Produktionsfirma und weniger echt als vorgegaukelt, manche werfen dem Sender vor, er würde die leidlich laienschauspielenden Kandidatinnen und Kandidaten der Lächerlichkeit preisgeben. Diese offensichtlichen Unstimmigkeiten zu durchschauen und trotzdem jeden Montag mitzufiebern, scheint den speziellen Reiz der Sendung auszumachen. So funktioniert Unterhaltung, bei der die Masse nicht wegschauen kann.

Bei der Frage, ob die Anzahl Küsse pro Sendung vertraglich geregelt sei, zögert Larissa Hodgson dann doch einmal kurz. «Ich habe ganz klar nie etwas gemacht, was ich nicht wollte, gegen meinen Willen geküsst schon gar nicht», sagt sie. Auch die Neugierde auf die Kandidaten sei echt. «Wenn nicht gedreht wurde, war ich von den Männern abgeschirmt.» Weiter geht der Blick hinter die Kulisse nicht. Der Sender will nicht über Details reden.

Zur Grunderzählung der Sendung gehört, dass es letztlich um die inneren Werte geht, darum werden bis zu den Rosen-Entscheidungen auch zahlreiche mehr oder weniger tiefe Gespräche geführt. Grundlage dafür ist natürlich, dass das Kandidatenfeld den optischen Grundbedürfnissen entspricht. So kriegt es Larissa Hodgson etwa mit dem ehemaligen Schweizer Bodybuilding-Meister Alessio (27) aus Schupfart zu tun oder mit dem Coiffeur und gitarrenspielenden Fussballgoalie Christian (30) aus Altstetten. Der Prahlhans der Runde heisst Fabian (32) aus Staad, der angibt, 489 Sexpartnerinnen gezählt zu haben.

Zwischen Rosenwettbewerb und Interclub: Larissa Hodgson spielt für den TC Rotweiss Bern.

Ist es für eine Frau, die ernsthaft offen über ihre Essstörung sprechen will, nicht ein Widerspruch, in einem Format mitzumachen, in dem Normschönheit die Grundlage bildet und der Körperkult über allem schwebt?

Nicht für Larissa Hodgson. «Ich möchte eine Bachelorette mit einer Botschaft sein – und eine solche habe ich.» Falls sie für junge Frauen mit ähnlichen Problemen ein Vorbild sein könne, sei ihr das viel wert.

Denn das ist echt: der Stolz darauf, mit beiden Beinen im Leben zu stehen. Und sogar wieder auf dem Tennisplatz. Wenn sie zwischen Job, Mutterdasein und Bachelorette Zeit hat, spielt sie mit dem TC Rotweiss Bern wieder Interclub-Turniere.

Ab 8. April montags auf 3+.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.