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Neuer Country-Song «Texas Hold’Em» toppt ChartsBeyoncés Coup offenbart die Probleme des Country

Ein Outfit als Vorbote? Beyoncé mit Cowboyhut an den Grammys Anfang Februar, rechts ihr Mann Jay-Z.

Unlängst war Super Bowl, und der so schreiend laute Widerspruch in der amerikanischen Gesellschaft liess sich mal wieder an diesem Spiel ablesen: American Football, ein mehr als patriotisches Lebensgefühl denn als Sport vermarkteter Wirtschaftszweig, ist, gerade in einem Wahljahr, vor allem im roten, republikanischen Teil des Landes beliebt.

Von Taylor Swift, die alle auf ihre Seite zu zerren versuchen und die doch über allem steht, einmal abgesehen, war aber gerade die diesjährige Ausgabe von der anderen, blauen, demokratischen, oft afroamerikanischen Seite geprägt. Ob sportlich vom Quarterback der Siegermannschaft, Patrick Mahomes von den Kansas City Chiefs, showtechnisch von Halbzeit-Barde Usher, in absentia von Kanye West, der am Tag der Super Bowl sein neues Album veröffentlichte. Und von Beyoncé.

Im Publikum gab sie sich neben ihrem Gatten Jay-Z vornehm zurückhaltend, auf den Bildschirmen aber machte sie in einem der viel beachteten Werbespots einen feinen Hinweis auf neue Musik, die sie dann Stunden später auch tatsächlich veröffentlichte: zwei neue Songs und der Hinweis auf das neue Album «Renaissance Act II» Ende März.

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Nach dem dance-lastigen ersten Teil von «Renaissance» deuten die beiden neuen Nummern darauf hin, dass sich «Act II» einer nächsten, vermeintlich weissen Bastion zuwendet: dem Country. «Texas Hold’em» heisst der eine der beiden neuen Tracks, er kommt im Country-Gewand mit Banjo und Geige daher und findet entsprechend bei ungewohntem Publikum Anklang.

Die erste schwarze Frau an der Spitze der Country-Charts

Nach knapp zwei Wochen steht der Song in den amerikanischen Billboard-Charts an der Spitze der Country-Sparte – vor Beyoncé hat das noch keine schwarze Frau geschafft. Natürlich aber gibt es im gerade auch kulturell so gespaltenen Land Vorbehalte darüber, dass sich eine R’n’B-Musikerin wie Beyoncé an den Country wagt. Als sich beim Spartensender KYKC ein Fan den neuen Song wünschte, kam man dort dem Begehren vorerst nicht nach. Man spiele keine Beyoncé-Songs, schliesslich sei man ein Countrysender, beschied man dem Fan per E-Mail.

Nun aber versammelt ein Star der Gewichtsklasse von Beyoncé eine Masse von Fans hinter sich, die über die sozialen Medien im Bedarfsfall schnell einmal ein argumentatives Gewicht hat. Oder kurz: Es ergoss sich ein Shitstorm über den Sender. Er krebste zurück und spielte den Song.

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Dabei ist es gar nicht das erste Mal, dass Beyoncé mit Anleihen in der Country-Szene für Aufruhr sorgt. 2016 veröffentlichte sie den Song «Daddy Lessons», eine Ode an ihre Heimatstadt Houston in Texas. Den performte sie dann live mit den «Dixie Chicks», der durch und durch blonden, weissen Urgesteinsformation der Country-Branche. Daran störte sich vor allem die alteingesessene Hörerschaft, es gab Radiostationen, die das Lied nach dem gemeinsamen Auftritt aus der Rotation nahmen.

Ebenso ist es nicht das erste Mal, dass die Deklaration des Country als «weisse» Musik intensiv verhandelt wird. Country war nie weiss, sondern war, den multikulturell geprägten Südstaaten entstammend, immer auch schwarz, indigen, mexikanisch, wie die Journalistin Taylor Crumpton in einem viel beachteten Artikel für «Time» schrieb.

Über diese Wurzeln dachte etwa Ray Charles schon in den 60er-Jahren nach, als der verstorbene Soul-König das Album «Modern Sounds in Country and Western Music» veröffentlichte. Er ergründete darauf die gemeinsamen Wurzeln von Soul und Country, erzielte damit auch Erfolge in beiden Musikmärkten, die damals noch traditionell als weiss und schwarz, als Country und R’n’B bezeichnet wurden. In einem Interview sagte Charles einmal: «You take country music, you take black music, you got the same goddamn thing exactly» – «Nimm Country, nimm schwarze Musik, und du hast exakt das Gleiche.»

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Tatsächlich also ist Country mit seinen Wurzeln im schwarzen Blues keine weisse Erfindung. Dass die Abschottungsbemühungen des Genres heute stärker denn je sind, liegt weniger in der Geschichte als vielmehr im Zeitgeist der kompletten Verpolitisierung der Kunst begründet, in der es der Countrymusik ergeht wie jedem anderen Stil auch: Er muss für etwas herhalten, etwas stehen, was er gar nicht ist. In diesem Fall für den Soundtrack eines weissen Amerikas, das sich wieder gegen innen kehrt.