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Ausstellung in HeimisbachSie trugen den Mist von Hand aus

Fritz Bohnenblust (rechts) hatte technisches Flair. Hier ist er 1949 im Zusammenhang mit einer Rückrufaktion alter Radios zu sehen – er hatte das älteste Gerät zu bieten. Neben ihm sind ein PTT- sowie ein SRG-Vertreter.

Fritz Bohnenblust (1898–1979) war ein umtriebiger Mann: Lehrer, Fotograf, Versand-Bibliothekar und Kulturförderer hätte auf seiner Visitenkarte gestanden. Er hielt öffentliche Lichtbildvorträge, zeigte Filme und war journalistisch tätig – als Redaktionsleiter und Autor für die Zeitschrift «Vorspann».

Als Lehrer hat Bohnenblust von 1918 bis 1951 an der Oberstufe in Thal im Heimisbach gewirkt. In jenem Schulhaus also, in dem einst der Emmentaler Schriftsteller Simon Gfeller zur Schule ging und in dem heute ein Museum an sein Wirken erinnert.

Als Fotograf in Erinnerung

Jetzt ist auch Fritz Bohnenblust an seine alte Wirkungsstätte zurückgekehrt – im übertragenen Sinn. Die neue Sonderausstellung im Gfeller-Museum dreht sich um ihn.

Heutzutage ist Bohnenblust als Fotograf in Erinnerung. Kein Wunder also, hat Ausstellungsmacher Jürg Rettenmund vor allem auf Bilder gesetzt. Die meisten kommen aus einer Sammlung, die dem Museum kürzlich von des Lehrers jüngster Tochter, Annelies Michel-Bohnenblust, überlassen wurde.

Die letzte Pferdepost in Grünenmatt zog viel junges Publikum an. Das Bild entstand Ende November 1926.
Fotografiert werden ist eine ernsthafte Angelegenheit. Den Kindern vor dem alten Schulhaus Kramershaus ist jedenfalls nicht ums Lachen.

Fritz Bohnenblust hat vor allem Schulkinder fotografiert, und dies nicht nur in Reih und Glied vor dem Schulhaus oder in der -stube, sondern etwa auch auf der Schulreise in den Basler Zolli, an den Rhein oder auf den Flugplatz Birsfelden. Bohnenblust war laut Rettenmund ein moderner «Schulmeister»: Die Kinder arbeiteten in Projekten, er erteilte ihnen eine Art «Gesamtunterricht».

Vier zum Teil illustrierte Hefte in der Ausstellung zeigen, was damit gemeint ist: Bohnenblust liess die Mädchen und Knaben ihre besten Aufsätze darin niederschreiben. Heute werden die Schriften im Staatsarchiv Bern aufbewahrt. «Sie sind eine einzigartige Quelle dafür, wie Kinder den Alltag in ihren Bauern- und Handwerkerfamilien wahrnahmen», so Rettemund.

Zudem hat Bohnenblust immer wieder Situationen und Begebenheiten aus dem Alltag der Menschen auf dem Land festgehalten. Auch seine Familie war wiederholt Sujet.

Eine eindrückliche Szene des früheren bäuerlichen Lebens: Im Miescherhaus wird Mist ausgetragen. Nicht mit Maschinen, sondern mit Manneskraft.
Das Mistaustragen war eine nicht ganz ungefährliche Arbeit. In der Ausstellung ist ein Kapitel aus Simon Gfellers Erzählung «Drätti, Müeti u der Chlyn» darüber zu hören.

Fritz Bohnenlbust kümmerte sich in seinem Leben nicht nur um die Bildung der Kinder, sondern auch um jene der Erwachsenen. So spielte er bei den Jungbauern eine wichtige Rolle. «Ihre Anfänge liegen im Verein abstinenter Schweizerbauern, der 1923 in Luzern gegründet wurde», schreibt Rettenmund dazu.

Sekretär war Hans Müller, Sekundarlehrer in Grosshöchstetten. Dieser «baute die Vereinigung zur Bildungsorganisation für die Landwirtschaft und zur politischen Partei um.» Müller sympathisierte später mit den Nazis, politisch blieben die Jungbauern «ein Strohfeuer».

Bücher in Holzkisten dienten als Bibliothek

Fritz Bohnenblust engagierte sich in der Organisation vor allem für die Bildung der Bauersleute. Er trug im Estrich des Schulhauses Thal eine Bibliothek mit an die 1700 Büchern zusammen. Daraus bediente er Ortsgruppen der Jungbauern sowie Bauernfamilien.

Kurator Jürg Rettenmund hat ein halbes Jahr «in einem 50-Prozent-Job» die Ausstellung rund um Fritz Bohnenblust aufgebaut.

Sein Wissen weitergegeben hat Bohnenblust aber nicht nur in schriftlicher, sondern auch in mündlicher und visueller Form: mit öffentlichen Diavorträgen. Der eindrucksvolle Projektor, den er dafür brauchte, ist in der Ausstellung ebenso zu bestaunen wie ein Teil der Glasdias, die er aus Deutschland bezog.

Der Diaprojektor von Fritz Bohnenblust war ein deutsches Fabrikat. Ebenfalls noch vorhanden ist eine Ersatzlampe (hinten).
Bilder aus fernen Ländern, Tiere, Natur: Fritz Bohnenblust hat sein Publikum mannigfaltig informiert und weitergebildet.

In der Sonderausstellung im Gfeller-Museum findet auch die Kunst ihren Platz. Zu sehen sind Arbeiten der gebürtigen Langnauerin Katharina Sochor-Schüpbach. Die international tätige Papier-Künstlerin hat 2013 bei einem Besuch des Hauses ein Bild von Bohnenblust fotografiert und daraus mehrere Collagen gestaltet.

Sonderausstellung im Simon-Gfeller-Museum, altes Schulhaus Thal, Heimisbach. Öffentliche Führungen mit Jürg Rettenmund: 12. Mai, 11 Uhr, in Anwesenheit von Katharina Sochor, und immer am ersten Sonntag des Monats. Übrige Öffnungszeiten: Mai bis Oktober, täglich 9 bis 18 Uhr. simongfeller.ch

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