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Papablog: Grenzen setzen – oder soUnd wie bestrafen Sie Ihre Kinder?

Glaceverbot! Doch das ist der Tochter unseres Autors ziemlich schnuppe.

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80er-Jahre des letzten Jahrhunderts: Während andere meiner Gspändli von ihren Erziehungsvorgesetzten durchaus hin und wieder eine «Flättere» kassiert haben, bin ich mit maximal drei- oder viermal «Grännihaar» vergleichsweise «disneyländartig» durch meine Kindheit gesneakt. Bis auf das Ziehen am «Grännihaar», der Kultsträhne mit Tränengarantie, habe ich in unserem Haushalt keinerlei Gewalterfahrungen zu Bestrafungszwecken gemacht – zum Glück, so soll das sein.

Dafür wurde ich gelegentlich dazu verdonnert, «Meertrübeli» abzulesen, manchmal Bohnen, Himbeeren, Tomaten – ja, wir hatten einen grossen Garten. Was sich für mich wie eine Bestrafung anfühlte, war aber eigentlich eher eine «du-kannst-auch-mal-mithelfen-das-tut-dir-gut-Massnahme». Nur kam ich mir dabei schon etwas lauchig vor. Wenn mich meine Kumpels auf der Leiter mitten in den Stangenbohnen erwischt haben, hat mich das ungemein angegurkt. 

Bestrafen oder konsequent sein?

Wir sind bei den Bestrafungen, den Strafen, beim Bestrafen – allesamt Begriffe, bei denen es mir kalt den Rücken runterläuft. Bestrafen klingt hart, unpassend, kaum zeitgemäss. Nur, wie soll man es dann sonst formulieren? Sanktionieren? Grässlich. Man sanktioniert keine Kinder, sondern Länder oder vielleicht Unternehmen. Massnahmen durchsetzen? Vergiss es. Konsequent sein, Grenzen setzen? Oh, wir kommen dem Ding schon näher.

Ob nun aber die Konsequenz aus einem gewissen Verhalten ist, dass ein Kind am Nachmittag nicht in die Badi darf, dann ist das letztlich auch eine Strafe, verpackt in einem zweifellos etwas nobleren, aber auch schafspelzigeren Wort. Und das mit den Grenzen bedeutet eigentlich nur: bis hierhin und nicht weiter, wenn das, dann das. Die Drohung – ebenfalls ein scheusslicher Begriff, man könnte auch verbindliche Ansage sagen – ist die Vorstufe zur Strafe und fühlt sich, sobald ausgesprochen, auch irgendwie ungut an.

Wenn man als «Chief Erziehungs Officer» bloss lauluftige Ansagen produziert, hat man seinen Job nicht gemacht.

Deshalb meine Verwirrtheit: Sind Drohung und Bestrafung nun eine gute Sache, die den Kindern wichtige Grenzen und damit auch Konsequenzen aufzeigen? Oder sind es nur Zeichen der eigenen Schwäche, weil man zu wenig easy und abgeklärt ist, um den Kindern bei Sturm den Wind aus den Segeln zu hypnotisieren?

Kein Glace für die Kleine

Und jetzt, nach dieser – zugegeben – durchaus langfädigen Einführung, verehrte Damen und Herren, kommen wir zum Fallbeispiel. Beef zwischen meiner Tochter und mir. Die Kleine stellt sich wegen irgendwas komplett quer, motzt und quäkt, was wiederum Auswirkungen auf Junior und mich hat, weshalb der Zeiger unseres Begeisterungstachos nur noch ganz schwach ausschlägt.

«Dann gibts für dich kein Glace», lautet meine Reaktion. «Mir egal», trötet die Kleine retour. Kaum drehe ich mich um, attackiert sie im Selbstbedienungsmodus den Gefrierschrank. Ich wehre in Extremis ab. Nach einigen Minuten und mindestens zwei Dutzend weiteren abgewehrten Versuchen wird es mir zu bunt, ich gebe auf, was sich mässig komfortabel anfühlt. Ich meine, wenn man als «Chief Erziehungs Officer» bloss lauluftige Ansagen produziert, hat man seinen Job nicht gemacht. Die Kleine schnappt sich ein Cornet und stolziert triumphierend an uns vorbei. Junior und ich setzen frostige Mienen auf. Ich: «Ok, nächste Woche gibts kein Glace für dich.» Man muss dazu wissen, dass die Kids nur die halbe Woche bei mir sind, den Rest bei ihrer Mutter. «Hast du das verstanden», dopple ich nach, «nächste Woche: null Glace».

Nun, nächste Woche ist bereits Geschichte. Die Kleine hat mich von sich aus darauf aufmerksam gemacht, dass sie in den Tagen bei mir kein Glace bekomme. «Ja, das ist so», sage ich. «Gut, dass du daran gedacht hast.» Wow, denke ich. Anstatt erneut auf die gleiche Masche zu setzen, hat die Kleine ihre Lektion vielleicht trotzdem gelernt. Offenbar sucht sie tatsächlich unbewusst Grenzen, gar Konsequenzen. Meine Lehre aus dem Ganzen ist es jedenfalls, mich nicht immer auf Biegen und Brechen durchsetzen zu müssen, nur um am Ende energetisch erledigt in einer Ecke zu kauern. Denn: Manchmal bedeutet nachzugeben nicht zwingend, dass man verloren hat. 

Ja, ich weiss, es klingt alles etwas kompliziert. Oder haben Sie etwa das Patentrezept, wie das funktionieren könnte mit den Ansagen und den Konsequenzen?