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Mamablog: Wenn Kinder Drama machenSystemabsturz. Was nun?

Geballte Ladung Error: Manche Wutanfälle der Kinder dauern gefühlt eine Ewigkeit und sind schwer zu ertragen.

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Neulich, wir waren mit dem Zug unterwegs nach Zürich, wollte es der Zufall, dass wir beim Aussteigen am Bahnhof Stadelhofen neben Viktor Giacobbo standen. Winterthurer unter sich, sozusagen. Und Giacobbo machte einen fatalen Fehler. Er drückte den Knopf, um die Tür zu öffnen. Dabei ist doch das Knöpfedrücken ein Exklusivrecht unseres Knapp-Dreijährigen. Zumindest in seiner Wahrnehmung. Es folgte, was folgen musste, ein Drama bahnte sich an. Der Kleine fragte Giacobbo, warum er den Knopf gedrückt habe. Der blieb cool: «Damit ihr vor mir aussteigen könnt.» Drama abgewendet. Big safe!

Situationen wie diese haben wir öfters in letzter Zeit. Mit den motorischen und intellektuellen Kompetenzen wächst bei unserem Sohn der Wunsch nach Beteiligung und Mitbestimmung. Knöpfchen Drücken, Türen öffnen, selbstständiges Ein- und Aussteigen ins Cargo-Velo, Schoppentransport von der Küche ins Kinderzimmer und ganz allgemein der Anspruch, den Übergang von einem Handlungszusammenhang zum nächsten selbst zu steuern. Es sind Konstellationen mit Sprengkraft. Im Grunde stehen sich zwei Formen legitimer Tyrannei gegenüber. Unsere, bedingt durch unsere Rolle als verantwortliche Erwachsene, und seine, Ausdruck eines berechtigten Strebens nach Autonomie. 

Ablenken, einbinden oder füttern?

Wir haben unterdessen ein Arsenal von Strategien, um mit diesen Situationen umzugehen. Am einfachsten ist es, einen Vorgang zu wiederholen, bevor sich der Protest auswächst, und unseren Sohn einfach machen zu lassen. Das geht natürlich nicht immer. Also versuchen wir, ihm die Situation zu erklären oder den Fokus auf etwas anderes zu lenken. Will er beispielsweise – ein Klassiker – partout nicht die Velogarage verlassen, schlagen wir vor, noch einen Blick in den Garten des Nachbarn zu werfen, der Hühner züchtet. Will er nicht rein kommen, darf er noch einen Moment auf dem Spielplatz der Überbauung bleiben und dann bei uns ans Parterrefenster klopfen. Lassen wir ihn nicht an den Herd, bitten wir ihn, den Tisch zu decken. Überhaupt versuchen wir, ihn wo es geht einzubeziehen. Und wenn es einmal eng wird, weil wir spät dran sind, Hunger oder Müdigkeit mitspielen, bekommt er auch einmal ein paar Nüsse oder eine Maiswaffel oder wir stellen ihm in Aussicht, er dürfe, wenn wir daheim sind, ein paar Minuten ein Video schauen.

In schwachen Momenten fragen wir uns nach solchen Episoden, ob wir alles verkehrt machen.

Ab und zu nehmen wir auch ein Drama in Kauf. Es ist eine schwierige Abwägung und ich kann nicht sagen, dass wir uns immer richtig entscheiden. Wir sind recht undogmatisch unterwegs, weder Anhänger der bedürfnisorientierten Erziehung, die wir für nicht praxistauglich halten, noch eines autoritären Drills. Kinder brauchen, nebst Liebe und Zuwendung, wohl beides: Struktur und Grenzen ebenso wie eigene Entscheidungsräume. Gerade, dass es kein Patentrezept gibt, macht Erziehung so schwierig. Wenn wir uns fürs Drama entscheiden, dann hat das mal praktische Gründe, mal geht es darum, unserem Sohn klar zu machen, dass er nicht alles bestimmen kann, dass es Grenzen gibt und auch die anderen Familienmitglieder, wir beide und seine kleine Schwester, Bedürfnisse haben. Wir erklären ihm das auch. Aber erst hinterher. Nach dem Systemabsturz.

Neustart statt Panikmache

Vorletzte Woche hat ihn mein Partner letztlich schreiend und zappelnd aus der Badi getragen. Eine halbe Stunde Gebrüll und Tränen unter aller Augen hatten wir da schon hinter uns. Alles wegen eines Trampolins. Den halben Tag hatte er darauf verbracht, durfte zum Schluss noch einmal eine Runde springen gehen. Einmal – aber nicht noch und noch einmal. Argumentieren, ablenken und motivieren nützten nichts. Und wir mussten los, bei beiden Kindern kündigte sich Hunger an, beide mussten auch bald mal ins Bett. Fast eine Dreiviertelstunde dauerte das Drama. Man kann ihm dann nichts mehr recht machen. Er fordert uns auf, seine herausgepressten Tränen abzuwischen, und protestiert dann «nicht abwischen» – und so geht es weiter. Flipperkasten-Tilt. Alle Handlungsoptionen sind ausser Kraft gesetzt.

Zu Hause war dann alles wieder gut. Nach 45 Minuten, die uns gefühlt eine halbe Tagesleistung an Energie gekostet haben. In schwachen Momenten fragen wir uns nach solchen Episoden, ob wir alles verkehrt machen. Glücklicherweise gibt es Freunde, Nachbarn, Erziehungsliteratur und die Erkenntnis: Das geht auch anderen so. Das schafft etwas Distanz, und damit halten wir es, solange wir den magischen Schlüssel der Kindererziehung nicht gefunden haben. Wenn der Computer abstürzt, das Programm einfriert, der Flipperkasten in den Tilt-Modus geht, hilft es auch nicht, sich verrückt zu machen. Neustart, nächste Kugel. Und weiter gehts. 

Wie halten Sie es mit den Systemabstürzen vom eigenen Nachwuchs? Oder gibt es sogar Tipps für eben solche Situationen? Wir freuen uns, in der Kommentarspalte davon zu erfahren.