Stadt und Uni wollen es wissenWo sind die Hitze-Hotspots in Thun und Steffisburg?
Im Rahmen einer Masterarbeit wird ein flächendeckendes Netz aus Temperaturmessstationen aufgebaut. Ziel ist es, die Hitzebelastung zu reduzieren.
Auch wenn die Temperaturen zuletzt eher frostig waren: Der nächste Sommer kommt gewiss und damit auch die grosse Hitze, die insbesondere für ältere Menschen, Säuglinge und Chronischkranke durchaus zum Problem werden kann. Deshalb sind gerade die Verantwortlichen von Kanton und Gemeinden sehr daran interessiert, möglichst genau zu wissen, wo es sich an heissen Tagen am besten aushalten lässt und wo es Hitze-Hotspots gibt. So hat sich der Thuner Gemeinderat als Legislaturziel gesetzt, geeignete Massnahmen gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu ergreifen, insbesondere bei der Gestaltung des öffentlichen Raums.
Als Ergänzung zur eher groben Heatmap des Kantons wird nun in Thun und Steffisburg ein sehr feines Netz von Temperaturmessstellen errichtet. Der Aufbau erfolgt im Rahmen einer Masterarbeit am Geographischen Institut der Universität Bern (Gruppe Klimatologie). Die Stadt Thun und die Gemeinde Steffisburg beteiligen sich am Projekt, wie aus einer gemeinsamen Mitteilung vom Donnerstag hervorgeht.
37 Messstationen liefern die Daten
Insgesamt werden Ende April an 37 Orten mit unterschiedlicher Bebauung und Oberflächenbedeckung Temperatursensoren montiert. «Dank dem umfangreichen Messnetz können wir die Lufttemperaturen in unterschiedlichen Quartieren räumlich und zeitlich hochaufgelöst aufzeichnen», wird Noémie Wellinger zitiert. Die Berner Studentin errichtet und betreibt das Messnetz bis Ende 2024.
Ähnliche Projekte der Universität gibt es gemäss Claudio Kummli bereits in Bern und Biel. Kummli ist als Projektleiter für die 30 Messstationen in Thun verantwortlich, für deren Aufstellung die Stadt die Kosten übernimmt. 7 Messstationen werden auf dem Gemeindegebiet von Steffisburg verteilt.
Die Sensoren, welche sowohl die Temperatur als auch die Luftfeuchtigkeit erfassen sollen, werden jeweils im Schatten in drei Metern über dem Boden installiert, um möglichst unverfälschte Ergebnisse zu erhalten – und zwar sowohl am Wasser und im Grünen als auch dort, wo es viele versiegelte Flächen gibt, wie Claudio Kummli erklärt.
Vom Aarequai bis zum Expo-Areal
Gerade industriell genutzte Flächen wie das Expo-Areal oder die Kehrichtverbrennungsanlage seien erwartbare Hotspots. Wohingegen die Messstationen am Aarequai, im Schadaupark oder im Burgerwald vermutlich angenehmere Temperaturen erfassen dürften. Gemäss Kummli soll so ein möglichst vollständiges Bild des gesamten Stadtgebiets inklusive der Aussenquartiere entstehen.
Die Datengrundlage diene der Evaluation der Klimaverträglichkeit künftiger Stadtentwicklungsprojekte oder Bauvorhaben, heisst es in der Mitteilung. Und die Thuner Gemeinderätin Andrea de Meuron ergänzt: «Die Messwerte ermöglichen es uns, gezielte und effiziente Massnahmen gegen die Hitzeinseln zu ergreifen.»
Grüne Dächer und Frischluftschneisen
Bei Neubau- oder Stadtentwicklungsprojekten könnten beispielsweise Frischluftschneisen und Bepflanzungen eingeplant werden. Auch könnten reflektierende Baumaterialien verwendet werden. Bei bestehenden Gebäuden sei die Umgestaltung anspruchsvoller. Hier nennt die Vorsteherin der Direktion Finanzen, Ressourcen, Umwelt die Begrünung von Fassaden und Flachdächern als Möglichkeit.
Auch nach Abschluss der Masterarbeit soll das Messnetz in Zusammenarbeit mit der Uni Bern weiterbetrieben werden. Die Stadt Thun und die Gemeinde Steffisburg wollen die Daten auch der Bevölkerung zur Verfügung stellen, «damit auch Privatpersonen eine Grundlage für die Realisierung eigener Hitzemassnahmen haben». Laut Claudio Kummli sollen die Daten ab Frühsommer für die Bürgerinnen und Bürger bereitstehen.
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